7. Kapitel zu Smaragdgrün von Lucy

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Nachdem die Besprechung für beendet erklärt worden war, wartete Gideon noch bis alle Mitglieder des Inneren Kreises den Raum verlassen hatten. Dann begann er mit seinem "wir müssen reden": "Gwendolyn, ich muss dir etwas zeigen..." Er wirkte ernstlich gestresst/besorgt/nervös/unsicher/nachdenklich/... Wie konnte jemand mit nur einem Gesichtsausdruck, so viele Gefühle vermitteln...? Aber, ja... Ich vergaß, dass Gideon ja ein Gott ist und ALLES kann. Angeber...
"Bitte, dann zeig mir, was du mir zeigen willst...", sagte ich trotzig und starrte ihn herausfordernd an. "Nicht hier, Gwen... Wir könnten belauscht werden. Niemand außer dir darf das, was ich dir zeigen will sehen oder auch nur wissen, das wir es besitzen, es existiert..." Ähm, ja... Schön für ihn... Dann macht er halt die Tür zu und zieht die Vorhänge vor, während er mich "was auch immer" zeigt. Where's the problem? Das sagte ich ihm dann auch...
"Gwen..." Gideon schüttelte fast ungläubig über meinen - scheinbar so genialen - Vorschlag, mit einem leichten Lächeln auf den Lippen - was die Denkfalten auf seiner Stirn aber nicht glättete - den Kopf. "In deiner Welt scheint alles so einfach und unkompliziert zu sein. Du bist fast ein bisschen naiv würde ich sagen..." Auf meinen bösen Blick hin fügte er schnell noch "Auf eine süße Weise natürlich, sehr süß sogar!" hinzu. Ich starrte ihn immer noch grimmig an - so wie einer dieser fiesen Gartenzwerge, vor denen ich immer Angst hatte (ja, ich bin wirklich paranoid - als ob mir ein Gartenzwerg was tun würde. Im Vergleich zum Grafen von Saint Germain ist ein Gartenzwerg ja ein ... äh, ja, was denn jetzt genau... Eben nur nen Gartenzwerg - irgendwie...), als Gideon scheinbar ein "Geistesblitz" zu haben schien. Ohne das ich auch nur die Zeit gehabt hätte zu protestieren, packte er mich - relativ unsanft - am Arm und zerrte mich zur Tür hinaus, wie so einen störrischen Hund an einer Leine - in diesem Fall mein schon schmerzender Arm. "Hey, lass mich los! Das tut weh", schrie ich Gideon an. Durch sein schnelles Tempo waren schon fast am Ausgang der kleinen Anwaltskanzelei hinter der sich die Loge der Wächter verbarg. Gideon schaute mich kurz mit einem undeutbaren Blick von der Seite her an und lockerte dann seinen Griff ein wenig. "Du könntest mir wenigstens verraten wohin du mich schleppst. Wenn das jetzt so 'ne Art Kidnapping wird, kann ich dir gleich sagen, dass ich damit nicht einverstanden bin!" Okay, mal wieder völlige Logik meinerseits; seit wann fragt ein Kidnapper sein Opfer vorher, ob es damit einverstanden ist oder doch lieber nicht entführt werden will.
Von Seiten Gideons keine Antwort. Leider war er auch ums mehrfache stärker als ich, so brachte es mir auch nichts, als ich versuchte seine Finger von meinem Oberarm zu lösen. Er verstärkte seinen Griff nur wieder. Verdammt! Werde hatte denn so starke Finger? Das kam bestimmt vom verdammten Violine spielen! Aaaargh... Wie ich ihn doch verabscheute (oder auch nicht... Ich konnte meine Gefühle in diesem Bereich leider nicht kontrollieren - schön wär's gewesen!)!
Jetzt waren wir draußen angelangt. Ehe ich mich versah, saß ich in einem schwarzen Mercedes. War das seiner? Oh, Gott! Der wollte mich echt entführen! Hilfe! Gideon fuhr einen Mercedes! Aaaaaaah!
3. 2. 1. Aber leider platzte mein Kopf dann doch nicht und ließ mich mit meinem ganzen Problemen in dieser grausamen Welt. Harakiri! Wo war mein Handy, verdammt? Ich musste Leslie eine Abschieds - SMS schreiben und ihr von meiner Entführung und meinem geplantem Selbstmord berichten. Sag jetzt bitte nicht, dass ich das im Drachensaal vergessen hatte. Mir schwebten schon grausame Bilder im Kopf herum, wie Doktor White und Falk de Villiers mein Handy auf geheime Sabotage - Pläne durchsuchten. Leider waren auf meinem Handy wirklich einige Dinge, von denen ich nicht so gerne hätte, das jemand sie liest. (Nein, ausnahmsweise keine geheim geheimen Sabotage - Pläne...) Aber eine ziemlich peinliche Videoaufnahme von Leslies letzten Geburtstag. Auf dem wir jeder unser größtes Geheimnis hatten erzählen müssen. Eigentlich sollte das eine Zeitkapsel werden, ich hatte nur zu Leslies großer Enttäuschung nicht zugestimmt mein Handy im Hyde Park zu vergraben...
Inzwischen waren wir schon ziemlich weit gekommen. Ich erkannte die Straßen die wir durchquerten, als Teile von Chelsea. Also, wenn ich nicht vollkommen auf der Leitung stand, fuhren wir gerade zu Gideons Wohnung. Oh, Gott, seine Wohnung! Der Platz an dem Charlotte - grrrrrrrrrh... - seine Hemden bügelte und er seinem Bruder und ihr Nudeln kochte. Ein historischer Schauplatz also!
Erschrocken fuhr ich hoch, als Xemerius plötzlich wie aus dem nichts neben mir auftauchte. "Na, was hast du schönes gemacht in den den traurigen Stunden der Abwesenheit meiner so erhellenden Präsenz?" Nee, Xemerius ist nicht eingebildet. Echt überhaupt nicht...
In dem Moment war es mir relativ egal, ob Gideon mich für verrückt hielt. Ich antwortete vollkommen unverblümt: "Was ich gemacht habe in den "traurigen Stunden der Abwesenheit deiner so erhellenden Präsenz"? Ich lasse mich gerade entführen. Ach, ja... darf ich dir meinen Kidnapper vorstellen...?" Ich deutete mit der rechten Hand auf Gideon. Dieser starrte mich total entgeistert an. Vielleicht war das doch keine so gute Idee gewesen ihm Xemerius vorzustellen... Eigentlich hatte ich nicht vorgehabt bei einem Autounfall zu sterben.
"Gwendolyn... mit wem redest du?", fragte Gideon ganz langsam, als ob er mit einem kleinen Kind reden würde, das ihn sonst nicht verstehen würde. "Mit mir, du Torfnase!", gröhlte Xemerius über mich hinweg. Natürlich konnte er Xemerius nicht sehen, hören oder anderweitig wahrnehmen. Es war ja noch nicht einmal Vollmond und ich glaubte nicht, dass Gideon "sensibel" genug war um selbst unter diesen günstigen Bedingungen Xemerius auch nur aus dem Augenwinkel wahrzunehmen. Er hatte doch eine Gefühlswelt, die auf einen Teelöffel passte. (Ha, ein Harry Potter Zeitat. Da machte es sich mal bezahlt, das ich so viele Bücher gelesen hatte...)
Gideon starrte immer noch - scheinbar inzwischen schon ziemlich besorgt um meine geistige Gesundheit - in meine Richtung. "Mund zu, es zieht!", plärrte Xemerius fröhlich von der Kopflehne meines Sitzes, wo er sich niedergelassen hatte, weiter.
Als Gideon nur noch so gerade haarscharf über eine gelbe Ampel fuhr, begann wieder damit sich auf die Fahrbahn zu konzentrieren. Nach ein paar Minuten des Schweigens, bogen wir in eine kleinere Nebenstraße ein. Die Häuser waren aus Backstein gebaut und hatten im Durchschnitt drei bis vier Etagen. Eigentlich sah es ganz nett aus. Gideon parkte das Auto vor einem Haus das - ob ihr's glauben wollt oder nicht - genauso aussah wie alle anderen auch. Eine Weile kramte er, bis er einen kleinen Schlüsselbund aus den tiefen seiner Hosentasche zu Tage brachte. Er schloss auf und wir mussten vier Treppen bis in die zweite Etage laufen. Ich folgte ihm jetzt auch ohne, das er mich mitziehen musste. Was hätte ich denn auch anderes tun können? Beleidigt vor der Tür stehen bleiben...? Außerdem war ich schon ein bisschen neugierig auf Gideons Wohnung. Eine Wohnung sagt bekanntlich viel übe den Menschen aus, der darin wohnt. Außerdem hatte er ja vielleicht ein paar hübsche Mitbewohnerinnen von denen er bisher nichts erzählt hatte. Das musste ich doch erstmal sicherstellen. Dann konnte ich immer noch beleidigt spielen...
Gideon schloss auf und öffnete die Tür...

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