6. Kapitel zu Smaragdgrün von Lucy

Author: Lucy // Category: , ,
Mit großen Schritten folgte ich Gideon durch de dunklen Gänge. Ich hoffte nur, dass er wusste wohin er ging, denn ich erkannte rein gar nichts wieder. Als wir zum wiederholten Male um eine Ecke bogen, wurde es endlich heller. Plötzlich blieb Gideon stehen. Ich knallte mitten in ihn hinein und er konnte uns beide nur noch gerade so aufrecht halten. "Gwen...", flüsterte er uns sah mir für meinen Geschmack etwas zu eindringlich in die Augen. "Gwen, nachdem wir beim Inneren Kreis waren, um die genaueren Informationen darüber zu erhalten, was wegen Opperation Jade und Opal geplant ist, muss ich unbedingt noch mit dir sprechen!"
Seine plötzliche Nähe machte mich nervös, deshalb fühlte ich mich nicht dazu im Stande mehr als ein gleichgültig klingendes "Gut." herauszubringen.
"Nun, denn..." Gideon drehte sich schwungvoll um, um nun endgültig ins Licht der Lampen zu treten. "Gehen wir es an!"

Im Drachensaal erwarteten uns bereits Falk de Villiers - Gideons "Onkel", Mr Whitman - mein Englischlehrer, Doktor White, wie immer griesgrämig dreinblickend, mit dem Geisterjungen Robert am Bein hängend und Mr. George, der mich aus seinen Knopfaugen freundlich anlächelte.
"Da seit ihr ja!", ließ sich nun Falk de Villiers vernehmen. Doktor White grunzte nur etwas vor sich hin, aber es klang nicht gerade freundlich. Eher sowas wie "Weiber ... Unpünktlichkeit ...  typisch für sie ...". Ich dachte nur: Schade, dass Doktor White nicht in der Zeit reisen kann. Der hätte sich bestimmt gut mit unserem Chauvi - Grafen verstanden.
"Also", setzte nun Gideons Onkel an. "Kommen wir zum wichtigen Teil. Da Opperation - Jade so schief gegangen ist, werden wir uns in nächster Zeit mit Elaine Burghley beschäftigen. Bis zum nächsten Samstag stehen weiterhin keine besonderen Missionen an.", er lächelte uns an, als habe er gerade einen besonders guten Witz gemacht. Hatte er aber aus meiner Sicht der Dinge ganz bestimmt nicht. Wegen der neuen Opperation bekam ich schon wieder einen Anfall von "ich mach mir mit ziemlicher Bestimmtheit gleich in die Hosen". Okay, so ganz schlimm war es dann doch nicht. Also das mit der neuen Opperation schon. Das mit dem "in die Hose machen" im wörtlichen Sinne eher nicht.
"Aber die Woche nach dem Ball wird wichtig für den weiteren Erfolg der Mission der Wächter sein. Da es nicht wie bei Magret Tilney genaue Aufzeichnungen über das Leben von Elaine Burghley gibt, werden wir euch in verschiedene Zeiten springen lassen und darauf hoffen, dass ihr eine günstige Gelegenheit findet. Es könnte sich allerdings als schwierig herausstellen, da sie bereits im Alter von 18 Jahren im Kindbettfieber gestorben ist. Dennoch werdet ihr nächste Woche den Versuch wagen. Gwendolyn wir bis dahin von Giordano unterrichtet werden, wie man sich im Elisabethanischen Zeitalter zu verhalten hat!" 'Hilfe! Nein!', dachte ich nur und verzweifelte endgültig.


Die Besprechung verlief noch eine Weile weiter in dieser Art. Erschöpft ließ ich mich in die weiche Couch unter der Seejungfrau fallen und schloss die Augen. Das war alles ein bischen zu viel für mich gewesen. Erst der Zeitsprung in dem ich Lucy und Paul "begegnete". Dann das Verlaufen in den Gängen unter der Loge und schließlich auch noch die
Rettung durch Gideon.
Im Jahr 1956 hatten Lucy und Paul nicht viel anders ausgesehen als bei Madame Tillney Anfang des 20. Jahrhunderts. War dieser Besuch in der Vergangenheit geschehen, bevor sie den Chronographen gestohlen hatten oder erst danach. Wieso wussten sie von mir? Das ließ wohl eher darauf schließen, das sich diese Szene nachdem sie den Chronographen gestohlen hatten, ereignet hatte. Sie waren also noch bei meiner Mutter gewesen, als die mich geboren hatte... dementsprechen waren sie nicht im September meines Geburtsjahres mit dem Chronographen gesprungen,wie vorher vermutet. Sondern hatten diesen Schritt erst nach meiner Geburt unternommen. Und wieso machten sie sich Sorgen um mich? Ich hätte ihnen doch gleichgültig sein können... Was machten sie genau in dem Jahr? Hatten sie unseren Großvater eingeweiht? Wieso...?
Oh, Gott! Mir schwierte der Kopf vor lauter Fragen. Irgendwann würde ich noch vollkommen durchdrehen...
Gleich würde ich nach meiner Mami schreien. Mom... Jetzt wo ich an sie dachte und das Bild von Lucy vor Augen hatte, sahen sie sich noch ähnlicher. Warte mal... Das Bild von Lucy... So ganz ausgesehen wie bei mdame
tillney hatte sie doch nicht... Hatte sie zwischendurch abgenommen??? Oder drehte ich gerade echt durch? Aber eigentlich war Lucy doch eine recht zierrliche Gestalt. Sie war nicht fetter gewesen - also im Sinne von etwas zu viel Speck auf den Rippen. Es war ihr bauch gewesen. Verdammt! Jetzt viel es mir wie Schuppen von den Augen... Entweder ich erlitt gerade einen Hirnschaden oder Lucy war ernsthaft schwanger gewesen...
Schwanger... Wenn jemand schwanger war, entstand früher oder später in den meisten Fällen daraus ein Kind... Okay, ich dachte mal wieder völlig logisch... Kind... Wenn Lucy schwanger gewesen war, wo war dann ihr Kind??? War sie zur selben Zeit schwanger gewesen wie meine Mutter? War sie deshalb noch länger in der Gegenwart geblieben? Was war mit dem Kind?
War sie noch schwanger gewesen als sie mit dem Chronographen in der Zeit gesprungen waren, oder hatte sie das Kind in der Gegenwart zurück gelassen? Meine Mutter hatte es bestimmt gewusst. Sie hatte sie bei sich wohnen
lassen... Sollte ich sie danach fragen? sollte ich überhaupt jemanden davon erzählen? Hätten die Wächter es eigentlich nicht bemerkt, wenn sie schwanger gewesen war?
Naja, okay... Ich war ein Mädchen. Wahrscheinlich nahm ich so etwas über meine weibliche Intuition eher war als Männer... Und unter weiten Kleidern konnte man sowas bestimmt auch gut verbergen... Und ausserdem sah man es Lucy zu diesem Zeitpunkt noch nicht wirklich an. Ich hatte es auch nicht sofort bemerkt. 3 - 4 Monat würde ich schätzen. Natürlich kannte ich mich da nicht aus... Sollte ich es Gideon vielleicht erzählen? Thema Gideon: Die Unterhaltung der Wächter war langsam dem Ende zu gegangen, während ich so abwesend in meinen Gedanken gewesen war. Nun stand mein Gespräch mit Gideon aus... Was hatte er mir wohl zusagen? Er hatte mir doch schon erklärt, dass er sich angeblich wirklich in mich verliebt hatte. Hatte meinem Phantomherz neue Hoffnung gegeben, die ich selbst verzweifelt versuchte auszulöschen. Ach, war ich schön selbstmörderisch. Gideon warf mir über den Tisch hinweg einen bedeutsamen Blick zu. Ich versuchte den Blick aus seinen wundervollen Augen standzuhalten, aber ich hielt es nicht ganz aus, zwei Sekunden bevor er sich abwendete senkte ich meinen Blick. Oh, Gott, war er
wundervoll! Das sollte verboten werden, echt!
Stopp, Gwendolyn Shepherd!, sagte ich mir. Hör auf einen Typen anzubeten und für einen Gott zu halten, der nie "ernsthaftes" Interesse an dir zeigen würde. Also ich meine wirklich "ernsthafte", nicht dieses vorgespielte...

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