5. Kapitel von Lucy

Author: Lucy // Category: , ,
Unsanft knallte ich auf den kalten Steinboden, der überall in den unterirdischen Gemäuern von Temple vertreten war. Ich hatte keine Ahnung wo ich war, vor mehr als fünfzig Jahren war ich mir noch ganz sicher gewesen zu wissen wo ich war. Jetzt, in der Gegenwart, war ich vollkommen orientierungslos.
Eigentlich konnte ich nur darauf hoffen, dass mich jemand fand und mir den Weg  zurück zeigte. In diesem Moment fiel mir erst das Problem auf, (wohlbemerkt ein ziemlich großes Problem) dass ich hatte. Wie sollte ich den Wächtern erklären, wie ich hier her - überhaupt aus dem Raum - gekommen war. Ich stand vor einer ernsthaften Katastrophe.
Aber vielleicht sollte ich mir nebenbei auch  noch Gedanken darüber machen, wie ich wieder zum altenAlchemielabor fand, dann konnte ich mir immer noch eine Geschichte überlegen.
Langsam rappelte ich mich auf - die zukünftigen blauen Flecken spürte ich inzwischen schon recht deutlich - und untersuchte die Nachbargänge. Mir kam nichts bekannt vor. Nur blöd das Karte von den Gängen, die mein Großvater mir gezeichnet hatte, nicht dabei hatte.
Ich entschied mich für den rechten Gang, der Gang durch den vor über fünfzig Jahren Lucy und Paul gekommen waren. Ich meine, irgendwo her mussten sie ja gekommen waren, sie hatten sich schließlich bestimmt nicht einfach aus dem Nichts materialisiert. (Das gibt es nur in Harry Potter, und da macht es dann immmer noch einen lauten Knall. Und ich war mir ziemlich sicher, dass ich nichts dergleichen gehört hatte.)
Als ich schon ca. zehn Minuten den Gang runter gegangen war, verlor ich die Geduld. Ich begann laut zu schreien, in der wahnwitzigen Hoffnung jemand würde mich möglicherweise hören.
Nach weiteren zehn Minuten sank ich verzweifelt an der Mauer hinab. Ich war heiser und glaubte nicht wirklich daran, dass mich in diesem Leben noch jemand finden würde.
Nach was weiß ich wie vielen weiteren zehn Minuten, hörte ich endlich entfernte Schritte. Fast glaubte ich schon sie mir eingebildet zu haben, da hörte ich eine Person meinen Namen schreien.
Sofort rappelte ich mich auf. Ich konnte in der Dunkelheit überhaupt nichts erkennen (die Batterie der Taschenlampe hatte in den lezten gefühlten hundert Jahre irgendwann ihren Geist aufgegeben). Entschlossen räusperte ich mich ein paar mal und holte tief Luft, dann schrie ich so laut, wie ich meines Wissens nach noch nie in meinem Leben geschrien hatte: Hier, ich bin hier, bitte! Hier her!"
Die Schritte kamen näher und ich seufzte erleichtert auf. Dann rief die Person wieder nach mir, und dieses Mal erkannte ich die Stimme. In diesem Moment wünschte ich mir nichts sehnlicher, als für immer alleine in der Finsternis unter Temple zu sitzen...

Mein Wunsch ging nicht in Erfüllung. Kaum eine Minute später bog Gideon um eine Ecke. "Wo zum Teufel warst du? Du hättest den Raum nicht verlassen dürfen!" ER schaute mich ärgerlich an, aber in seinen Zügen war auch eine Spur von Erleichterung darüber zu erkennen, dass er mich wohlbehalten wiedergefunden hatte.
"Ich wollte mit meinem Großvater sprechen!", erwiederte ich trotzig, während ich mich innerlich schon wieder fragte, wie ich das alles den Wächtern erklären konnte. "Schön! Und wieso bist du nicht rechtzeitig wieder im Chronographenraum gewesen?", im Angesicht meines Trotzes, wurde er wieder ganz sein arrogantes Selbst. "Wenn du dich scon rausschleichen musst, könntest du wenigstens darauf achten, dass es niemand bemerkt. Du hattest Glück, dass nur ich auf dich gewartet habe, aber inzwischen werden sie sich bestimmt schon fragen, wo wir bleiben!"
Lautlos seufzte ich. Wenigstens bestand noch eine kleine Chance darauf, dass niemand von meinen Streifzügen im Jahr 1956 erfuhr. Niemand außer Gideon, wohlbemerkt. "Was sitzt du hier noch herum, hast du nicht gehört, was ich gerade gesagt habe. Glaub mir, es liegt auch nicht in meinem Interesse, dass die Wächter davon erfahren!"
Er streckte die Hand aus um mir hochzuhelfen. dickköpfig wie ich wra, ignorierte ich seine angebotene Hilfestellung und hiefte mich ziemlich ungalant alleine auf die Füße.
"Bereit den geheimniskrämerischen Psychophaten gegenüber zu treten?" Probierte er jetzt witzig zu sein?
Wenn ja, war das ein ziemlich erbärmlicher Versuch. Ich seufzte: "Bereit wenn du es bist..."

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