4. Kapitel von Lucy

Author: Lucy // Category: , ,
Im Jahr 1956 war der Raum dunkel und ich seufzte innerlich auf, dass Mr. George mir noch schnell die Taschenlampe in die Hand gedrückt hatte. Auch wenn ich wusste, dass es albern war, irgendwie war mir in der Dunkelheit zwischen den Katakomben doch nicht so ganz wohl.

Als ich mich im Raum umschaute, stellte ich fest, dass er noch genauso aussah wie ich ihn verlassen hatte. Ich beeilte mich die Stühle von der Wand mit meinem und Lukas' Geheimversteck wegzuschieben. Hinter dem Backstein lagen die Karte und der Schlüssel für das ehemalige Alchemielabor in dem ich mich nun befand, so wie der Zettel mit der Parole des Tages.

>> "In dubio pro reo" <<, murmelte ich leise vor mich hin und ärgerte mich zum wiederholten Male, dass ich kein Latein konnte. Gott sei Dank, wurde von mir nur verlangt die Parole zu können - nicht auch noch zu wissen, was sie bedeutete. Noch einmal griff ich in das Fach. Die Karte würde ich da lassen - ich konnte die Gänge inzwischen fast im Schlaf.

Nachdem ich die alte Tür aufgeschlossen hatte, ließ ich de Schlüssel in meine Rocktasche gleiten. Nun würde ich einen erneuten Auftritt als Miss Violett Hasel Purpleplum Montrose haben. Was für ein Name! Entweder die Wachen waren zu doof um den Betrug dahinter zu erkennen. Oder sie ignorierten mein Outfit und meinen Namen aus Höflichkeit und machten sich aber im Stillen ihre Gedanken darüber. Ich meine HALLO! Jedem vernünftigen Menschen würde im Jahr 1956 ein Mädchen mit einem ziemlich ungewöhnlichen Namen und einer Piss - Gelben Schuluniform, das zu dem auch noch bei jedem ihrer Besuche aus den Katakomben kommt, auffallen. Okay, so vertrieb ich mir also die Zeit, während ich durch abertausende Gänge und Flure lief. Ich musste zu geben: Langsam wurde ich aber auch verrückt. Ich meine, was konnte man von mir anderes erwarten. Jedem normalen Menschen würde dieser Zeitreisekram irgendwann zu Kopf steigen. (Okay, Leuten wie Gideon nicht. Aber der war ja auch nicht "normal"!)

Doch als ich um eine Ecke bog, blieb mir fast das Herz stehen. Laute Stimme kamen mir aus dem Dunkel entgegen. Ohne groß zu überlegen drückte ich mich in eine finstere Nische und hoffte das ich nicht entdeckt werden würde. Ich wusste nicht wieso ich so handelte, später vermutete ich, dass es meine Intuition gewesen war, die mich dazu veranlasst hatte. So in die Nische gedrückt, dachte ich, dass es eigentlich lächerlich sei sich zu verstecken. Ich hatte die Parole, mir würde also keine Gefahr drohen. Aber irgendetwas hielt mich immer noch zurück.

Die Stimmen kamen immer näher. Langsam bildeten sich aus den Schallwellen die in meine Ohren strömten Wörter. Wörter die mich erstarren ließen. Ich kannte diese Stimmen. Allein zwei Wörter nahmen meinen Kopf ein.

Lucy und Paul.

Tausende Fragen schossen mir durch den Kopf...
Was taten sie hier? Aus welcher Zeit kamen sie? Hatten sie den ersten Chronographen bei sich? Und zuletzt die wohl wichtigste: Was würden sie mit mir tun, wenn sie mich entdeckten?

>>Ich weiß was ich gesehen habe, Paul! Wir können ihm nicht weiter vertrauen. Und der Loge auch nicht! Sie setzen alles daran den Blutkreis des Chronographen zu schließen!<< Lucy hörte sich schrill und aufgewühlt an. Ich konnte mir fast schon ihren Gesichtsausdruck vorstellen, dabei hatte ich sie erst einmal in meinem Leben gesehen. Sie hatte meiner Mutter so geähnelt, aber schließlich war sie auch ihre Nichte. >>Sie versuchen ihn zu schließen, weil sie nicht wissen, was das verursachen wird! Wenn wir es ihnen erklären, würden sie ihre Meinung vielleicht ändern!<< Paul wirkte beherrschter, auch wenn seine goldenen Augen, auch auf die Entfernung erkennbar, scharf aufblitzten. >>Wenn wir ihnen davon berichten, werden sie uns erstens nicht glauben, oder hast du vergessen wie vernarrt sie in
ihn sind? Und zweitens wird er unweigerlich auch davon erfahren! Und dann haben wir ein weit größeres Problem!
Bis sie die Möglichkeit haben werden, das Blut aller Zeitreisenden zu besitzen, werden noch mindestens sechzehn Jahre vergehen. Wir werden also genug Zeit haben uns einen Plan zu
überlegen!<<
>>Einen Plan zu überlegen? Du weißt das es nur eine Möglichkeit gibt, sie davon abzubringen den Blutkreis zu schließen...<< Von einem Moment auf den anderen wechselte Pauls Stimme vom Höhnischen in eine tiefe Traurigkeit.
>>Werden nicht mehr zurück können, Prinzessin! Was wird aus IHR werden?<< Sie blieben etwa fünf Meter von der Mauernische in die ich mich drückte stehen.
>>So oder so werden wir noch ein paar Monate warten müssen. Paul, ich kann sie hier nicht einfach zurücklassen! Sie werden ihr dieselben Dinge eintrichtern, wie uns damals...<< Paul strich meiner Cousine beruhigend über den
Arm. Aus ihren einem Grund empfand großes Mitleid für die beiden. Sie überlegten für immer "wegzugehen", ihre Familie für immer zu verlassen. Auch wenn mir ihre Gründe verschleiert blieben, nach fühlen konnte ich ihnen ihre Betrübtheit doch.
>>Grace und Nicholas werden auf sie acht geben, Prinzessin.<< Lucy kamen die Tränen. >>Wir werden sie nie wieder sehen. Nicht sehen wie sie wächst und älter wird... Ich weiß icht ob ich das kann, ob ich sie hier zurücklassen kann...<< Nun schloss Paul sie in die Arme. Er wirkte selber als wäre er den Tränen nahe... >>Wir müssen uns damit abfinden, Prinzessin. Wir werden nie wissen, was aus Gwendolyn...<< Und dann setzte ein alt bekanntes Schwindelgefühl ein, und alles um mich herum wurde schwarz.

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