3. Kapitel von Lucy

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Es kam mir vor wie eine Unendlichkeit, die Zeit die ich in seine Augen sah. ER erwiderte meinen Blick, aber es lag Sorge und Traurigkeit in ihm und auch ... war das Verzweifelung. Ich wusste es nicht zu deuten.
>>Gwendolyn! <<, flüsterte er erneut. >>Ich muss mit dir reden. << Er versuchte meine Hand zu nehmen, aber ich riss mich los. >>Aber ich will nicht mit dir reden!<< Ich wollte mich umdrehen und in die Richtung aus der ich gekommen war flüchten, doch er hielt mich an meinem Arm zurück.
>>Gwen, glaub mir doch. Bitte! Es war alles geplant, ich weiß, aber letztendlich habe ich mich wirklich in dich verliebt! Gwendolyn ... <<, ersprach meinen Namen mit großer Sorgfalt aus. >>Gwen ... Du bist etwas ganz besonderes! Bitte, glaube mir!<< Er klang verzweifelt. >>Ich weiß
nicht ob ich dir vertrauen kann.<< Nun schaute ich ihm wieder in die Augen. Strahlendes Grün gegen leuchtendes Blau. >>Ich wünschte du könntest es.<< Er lächelte schwach. >>Es ist wichtig, Gwendolyn! Bitte, hör mir zu!<< >>Ich muss zu Madame Rossini, ich gebe dir 2 Minuten.<<
Eigentlich wollte ich ihm nicht vertrauen. Ich durfte niemandem vertrauen. Auch nicht Gideon. Aber er klang so aufrichtig, besorgt, traurig. Was hätte ich anderes tun sollen? Er kramte in seiner Tasche und holte einen packen Umschläge heraus. >>Hier, ließ sie! Ein unbekannter Teil der Geheimschriften des Grafen von Saint German.<< Er drückte sie mir in die Hand. >>Woher...?<< Er unterbrach mich. >>Erzähl niemandem davon, nicht einmal deiner Freundin Leslie! ... Und ....<< Er zögerte. >> ... Gwen ... Ich meinte es ernst, was ich gestern
gesagt habe.<< Bevor ich etwas erwidern konnte, eilte er an mir vorbei in Richtung Drachensaal, ohne sich noch einmal zu mir um zu drehen.

Ein paar Minuten konnte ich immer noch keinen klaren Gedanken fassen. Erst als mein Herz sich halbwegs beruhigt hatte, machte ich mich auf den Weg zu Madame Rossini. Sie wartete bestimmt schon auf mich.
Als ich den Raum betrat begrüßte die Schneiderin so überschwänglich wie immer. Nachdem sie mich einmal wieder fast durch ihre Umarmung erdrückt hatte, musterte sie mich von oben bis unten. >>A-ch, diese schrecklische Farbe und dieser Schnitt, pfui!<<
Sie zupfte an mir herum. >>Ich 'abe noch ein paar Änderungen an deinem Kleid vorgenommen, am Samstag ischt schließlisch die große Premiere!<< Sie drängte mich dazu, dass Kleid schnell anzuziehen: >>Es ischt nischt meine Schuld, da's 'aben die 'erren festgelegt. Sie verste'en nischts von Mode. Mode braucht nun' einmal Zeit!<<
Als ich gerade die Perücke für ein paar letzte Fotos für Leslie aufgesetzt hatte, klopfte Mr. George. Ich würde heute noch 3 Stunden elapsieren müssen. Wann ich dann wohl zuhause ankommen würde. Innerlich seufzte ich laut auf. Nicht nur der Umstand meines in klitzekleine Teile zersprungenen Herzens, nein, auch die Nachmittage und Abende die ich im Hauptquartier der Wächter verbrachte, trugen nicht besonders dazu bei, dass ich am nächsten Tag ausgeschlafen in der Schule ankam. Eigentlich wäre das ja gar nicht so schlimm gewesen, wäre da nicht die Tatsache, dass mir das Schlafen im Unterricht leider untersagt war. Und schließlich musste ich ja auch meiner besten Freundin Leslie von den Ereignissen des jeweils gestrigen Tages erzählen.
Mr. George quittierte mit einem leichten Stirnrunzeln die Bilder die Madame Rossini von mir machte. Sicher verstieß das jetzt wieder gegen eine dieser zehn goldenen Regeln aus dem strenggeheimen Wächter - Kodex. Aber was sollte ich schon machen. Es war ja nicht meine Schuld, dass ich möglicherweise in Lebensgefahr schweben würde, wenn ich Leslie nicht
alles haargenau erzählen und zeigen konnte.

>>So, jetzt müssen sie aber raus, Monsieur George<< , sagte Madame Rossini, als sie mit dem Fotos schießen fertig war. >>Unser Schwanen'älsschen muss sich noch umzie'en!<< Mit weit ausholenden Armbewegungen scheuchte sie den armen Mr. George aus dem Raum. >>Ich warte vor der Tür, Gwendolyn. Wenn du fertig bist, komm einfach raus und ich bringe dich zum Chronographen!<<, konnte er noch gerade so über seine Schulter hinweg rufen. >>Ja, danke, Mr. George. Wir werden bestimmt nicht lange brauchen!<< ... ich wusste nicht ob er mich noch gehört hatte.

Nach einer Viertelstunde des Unterröcke Ausziehens, entließ mich Madame Rossini endlich mit einer erneuten Umarmung. >>Machs gut, mein Schwanen' alsschen! pass auf  disch auf!<<
Mr. george wartete ungeduldig mit dem Fuß trippelnd vor der Tür, trotzdem trat als er mich sah ein freundliches Lächeln auf seine Züge.
Nachdem er mir die schon fast zur Gewohnheit gewordene Augenbinde umgebunden hatte, machten wir uns auf den Weg zum alten Alchemielabor. Ich konnte den Weg schn fast im Schlaf, da ich die Gänge glücklicherweise bereits öfters in verschiedenen Jahrhundert mit offenen Augen verlassen hatte.
Der Zeit schien endlos lange zu vergehen, während wir um Kurven bogen, Treppen hinunter und hinauf stiegen und unzählige Türen durchquerten. Endlich ließ Mr. George meine Hand los und entknotete den schwarzen Schal an meinem Hinterkopf. >>In welches Jahr würdest du heute gerne springen, Gwendolyn? 1952? 1954? 1956? 1958? 1960?<<
>>1956, irgendwann im Herbst oder Winter?<< Mr. George schaute mich zwar verwundert an sagte aber nur: >>Okay, dann der 10. Oktober 1956<< Ich jubilierte innerlich. 1956? Oktober? Das klang doch gut. Das war nur ein paar Monate nach meinem letzten Treffen mit meinem Großvater. Jetzt freute ich mich schon fast auf den kleinen Pieks den mir der Chronograph versetzen würde.
Bereitwillig streckte ich Mr. George, der mir noch eine Taschenlampe in die Hand drückte, den kleinen Finger meiner linken Hand entgegen. Rotes Licht leuchtete auf, und weg war ich...

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