1. Kapitel von Lucy

Author: Lucy // Category: , ,
>Quak, Quak<, mein Handy klingelte. 'Jetzt bloß nicht weinen!', sagte ich mir und wiederholte damir den Satz der wie in Dauerschleife die letzten drei Stunden durch meinen Kopf gelaufen war.
Nein, weinen würde ich nicht. das hatte ich nicht getan, als Mr. George mich zum Wagen gebracht hatte. Auch nicht, als ich bei Mr. Mallory, dem rothaarigen Adepten, in der Limosine gesessen hatte. Selbst als mich Tante Glenda beim Abendessen mit ihren giftigen Blicken bombadiert hatte, die so viel hießen wie; du hast meiner Tochter das Zeitreise-Gen gestohlen, du bist schuld an allem und jedem, war ich stark geblieben. Aber jetzt, alleine in meinem Zimmer, mit Halleluja in Endlosschleife im Hintergrund, fiel es mir deutlich schwerer meine Würde zu bewahren. Vorallem weil es so viele gute Gründe dafür gegeben hätte. Mein Leben hatte sich in den letzten Tagen so stark verändert. Am fatalsten wirkte sich natürlich das Zeitreise-Gen aus, dass mit sich brachte, das ich wenn ich nicht jeden Tag für mindestens drei Stunden mithilfe des Chronographen in die Vergangenheit sprang, ich mich irgendwann, ohne damit zu rechnen, in einem mir völlig unbekannten Zeitalter wiederfand. Ich sah meine Familie da durch nur noch sehr wenig, und wenn ich dann einmal zuhause war, strahlte ich durch den ganzen Stress eine unglaublich schlechte Laune aus. Mein ganzes Ich wollte es sich eigentlich nicht eingestehen, aber tief in meinem Innersten wusste ich, dass diese Punkte im Vergleich zu anderen Dingen nebensächlich waren. Das was am meisten schmerzte war mein Herz. Mein Herz, das zersprungen in tausende kleiner Blutstropfen am Grund eines Abgrunds lag. Eines Abgrunds, der so tief war, dass selbst wenn sich die Stücke meines geschliffenen Rubinherzens irgendwann einmal wieder zusammen finden würden, es doch nie wieder das belebende Tageslicht erblicken würde.
>Quak!<, machte mein Handy nun schon etwas beharrlicher auf sich aufmerksam. Nur ungern ließ ich mich aus meinen so erhellenden Gedanken reißen, die mir nur noch deutlicher vor Augen führten, dass ich mich vollens von Kopf bis zu den Zehen in mein Verhängnis verliebt hatte. Okay, das war jetzt vielleicht ein bischen blumig ausgedrückt, aber im Kern stimmte es. Ich hatte mich in Gideon verliebt. Und genau ER war es gewesen, der mein herz in den Abgrund geschuppst hatte. ER war schuld daran, dass ich nachts wach lag, und zum hunderttausensten mal halleluja von Bon Jovi hörte. 'Wie grausam konnten manche Menschen nur sein!'
Endlich erinnerte ich mich wieder an mein quakendes Handy und drückte mit einem leisen Seufzer auf den grünen Hörer.
Um diese Uhrzeit konnte das eigentlich nur Leslie sein. Meine Vermutung bestätigte sich, als ihre Stimme mir aus dem Lautsprecher entgegen schallte: >>Hey, du! Rate mal was wir herausgefunden haben. Ach, was! Wahrscheinlich hate dein kleiner Dämonen-Geist eh schon erzählt. Hat er?<<
Sie wollte mir bestimmt von den Koordinaten, die zu unserem Haus führten erzählen. Aber als ich ihr antworten wollte verließ leider nur ein erstickter Schluchzer meine Kehle. [i]Der grüne Reiter[/i] hatte mich gleich wieder an Zeitreisen und dem zu Folge Gideon erinnert.
>>Gwen!?!<<, erklang nun zum zweiten Mal Leslies inzwischen besorgt klingende Stimme. Wieder nur ein Schluchzer. Hatte ich mir nicht vorgenommen nicht zu weinen? Aber hier vor meiner besten Freundin viel es mir deutlich schwerer. Ich konnte es einfach nicht mehr zurückhalten. >>Was hat er getan!?! Der wird sich wünschen nie gebornen worden zu sein, dass verspreche ich dir!<<
Ich weiß, eigentlich war es nicht richtig, weil ich eigentlich total sauer auf Gideon war, aber plötzlich machte ich mir echt ernsthafte Sorgen um ihn!
>>Leslie, ... es ist nichts. Keine Sorge!<<, sagte ich heiser und hoffte, dass sie ausnahmsweise einmal nicht jedes Detail wissen wollte. >>Gwen, ein letztes Mal, was hat er getan!?!<< Augenblicklich waren alle meine Hoffnungen zu nichte gemacht. Ich wusste, Leslie würde nicht nachgeben. >>Er hat mich eine Klippe heruntergeschuppst, und nun liege ich hier in lauter kleine rubinfarbene Blutstropfen zersprungen!<<, ich versuchte theatralisch zu klingen, aber irgendwie gelang es mir nicht. Der dramatische Ausdruck im Satz war da, nur mit dem Tonfall lag ich eindeutig daneben. Naja, auf jeden Fall klang ich eher Mitleids erregend.
Plötzlich aber, platzte bei mir der Knoten und in einem Schwall von Worten erzählte ich ihr alles was passiert war. Es tat mir gut, mit jemandem darüber zu reden. Besonders weil Leslie so eine geduldige Zuhörerin war. Selbst meine verrücktesten Gedankegänge, schien sie nachvollziehen zu können.
Als ich geendet hatte, seufzte sie. >>Schlaf jetzt! Morgen wird ein anstrengender Tag!<< Ich verabschiedete mich noch schnell von ihr und probierte dann wirklch einzuschlafen. Sogar die Musik stellte ich aus, doch umspielten nicht mehr die sanften Töne von Halleluja meine Ohren, fühlte ich plötzlich die Leere, die die Wahrheit aus Gideons Mund gebracht hatte. Da wo vorher die unglaubliche Glückseligkeit geherscht hatte, die sein angebliches Liebesgeständnis mit sich gebracht hatte, war nun trostloses Nichts. Ein Teil von mir fehlte. Ein Teil, der doch erst seit heute existierte. Wie konnte etwas über eine nur so kurze Zeit mein Leben so nachhaltig beeinflussen?


>> Huhu, du! Ich weiß, ich sollte dich ja eigentlich in Ruhe lassen, wenn du schläfst, und du wirst mir bestimmt gleich eine Strafpredigt halten, aber lass mir bitte die Zeit, dir vorher noch etwas höchst amüsantes zu erzählen!<< Xemerius' Stimme direkt an meinem Ohr weckte mich ziemlich aprupt. >> Was'n denn?<<, fragte ich noch völlig verschlafen. Ich meine >Hallo!<, hatte der noch alle Tassen im Schrank!?! Es war zwei Uhr morgens und langsam wurde ich richtig sauer. Es musste schon etwas wirklich interessantes sein, sonst würden sich die empfindlichen Ohren des Wasserspeier - Dämonen - Geistes so bald nicht mehr von meiner 'Strafpredigt' erholen.
>>Wenn es nicht wirklich wichtig ist ... << Ich ließ den Satz unvollendet. Der konnte sich schon denken, was wenn.... >>Al - so<<, er zog das Wort extra in die Länge. >>Ich bin gestern oder heute, oder wie mans nimmt, naja, ich bin auf jeden Fall deinem Funkelsteinchen gefolgt und rate mal wo der hin ist.<< Xemerius schien sichtlig stolz auf sich zu sein. >> Er ist seinen Bruder abholen. Der war bei deiner Hundefreundin. Und die also öffnet die Tür, sieht ihn und tritt ihn erstmal mit voller wucht gegen das Schienbein. Ha! Der ist geschlagene zehn Minuten im Flur rumgehoppst und hat geflucht. Ich möchte nicht wissen wo der solche Wörter gelernt hat ... Und dann hat deine Freundin geschrien, ich zitiere: >Das ist für Gwendolyn du ...< und das sag ich jetzt lieber wieder besser nicht.<< Okay, keine gute Idee. mir von einem kleinen nervigen Dämonen - Geist von dem Typen erzählen zu lassen der gleich zwei meinr Herzen gebrochen hatte. Das hörte sich jetzt auch wieder völlig plem plem an - auch wenn es stimmte. Sofort flossen wieder Tränen. >>Oh, nein! Das wollte ich nicht! Aufhören, bitteeeeeee!<< Ein Spei Wasser ergoss sich auf mein Kopfkissen. >> Oh, ne, ' tschuldigung! Hör bitte auf zu weinen, das macht mich ganz kribbelig! Bitteeeeeee!<< ... Es ging dann noch eine Weile so weiter, bis Xemerius flüchtete und ich auf meinem völlig durchweichtem Kissen endlich einschlief.

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